«Sehr geehrte Damen und Herren» – die richtige Anrede für Geschäfts-E-Mails und Bewerbungen?
Aktualisiert am 9. Dezember 2022
Eine höfliche und angebrachte Begrüssung in offiziellen Briefen und im Bewerbungsverfahren ist nach wie vor von grosser Bedeutung. Auch wenn im Alltagsleben der Trend in Richtung informelle Sprache zu gehen scheint, ist eine formelle Herangehensweise bei offiziellen Anschreiben und Geschäftskommunikation unabdingbar. Aber ist «Sehr geehrte Damen und Herren» immer passend? Die Anrede bzw. Begrüssungsformel ist in Bewerbungs-E-Mails und -anschreiben eines der ersten Dinge, die ein Personalverantwortlicher sieht. Gerade deshalb ist es so wichtig, die richtige Anrede zu wählen.
In diesem Artikel geben wir einen Einblick in formelle Anreden im Allgemeinen und ihren Nutzen im Bewerbungsprozess im Speziellen. Ausserdem stellen wir generelle Unterschiede in der Anrede in Bewerbungen in der Schweiz und Deutschland gegenüber.
So wählen Sie die korrekte Anrede aus
Die richtige Anrede auszuwählen, ist wesentlich, um den Ton einer Geschäfts-E-Mail oder eines Anschreibens von Anfang an klarzustellen. Bei der Wahl der Anrede sollten Sie sich sowohl bei Briefen als auch bei E-Mails und Bewerbungsschreiben Gedanken über Ihre Beziehung zum Gesprächspartner machen. Fragen Sie sich, ob Sie den Empfänger bereits kennengelernt haben.
Duzen Sie sich? Ebenso sollten Sie den Zweck Ihrer schriftlichen Kommunikation beachten. Benötigt diese wegen eines offiziellen Hintergrunds eine formelle Anrede? Die Antworten auf diese Fragen helfen Ihnen, die richtige Anrede für Ihren Brief oder Ihr Anschreiben zu wählen.
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Schriftliche Kommunikation mit Kunden – formale Anrede
Bei Kundenkontakten oder Kontakten aus anderen Unternehmen sollten Sie stets eine formale Begrüssung wie «Sehr geehrte Damen und Herren» oder eine Abwandlung dieser wählen.
«Sehr geehrte Frau Muster
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, an unserem Messestand vorbeizukommen. Wie abgesprochen erhalten Sie im Anhang weiteres Informationsmaterial zu den Produkten […]»
Alternativ können auch die untenstehenden Varianten genutzt werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn Sie schon einmal Kontakt zu der Person hatten, die angesprochen wird.
«Guten Tag Frau Muster
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, in unserem Büro für ein Meeting vorbeizukommen. Wie besprochen, finden Sie im Anhang weitere Informationen zu unserer Arbeitsweise sowie ein offizielles Angebot […]»
Wenn es in Ihrem Unternehmen üblich ist, Schwyzerdütsch bei der Anrede zu verwenden kann auch Folgendes angemessen sein:
«Grüezi Frau Muster
Vielen Dank für Ihren Telefonanruf. Nach unserem Gespräch denke ich, dass Sie die angehängten Informationen nützlich finden werden […]»
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Kommunikation mit Kollegen
Bei E-Mails an Kollegen kann die Anrede unter Umständen etwas formloser ausfallen. Dennoch sollte eine gewisse Höflichkeit gewahrt werden.
«Liebe Frau Muster
Vielen Dank für die Vorarbeit, die Sie mit Ihrer Recherche geleistet haben. In Bezug auf Punkt 2 habe ich noch eine kleine Frage an Sie […]»
Wenn Sie den Kollegen gut kennen, können Sie diesen auch mit dem Vornamen ansprechen.
«Liebe Gabi
Danke für deine tolle Recherchemappe! Das hat mir sehr geholfen. Im Punkt 2 schreibst du, dass […]»
Anrede mit mehreren Gesprächspartnern
Wenn Sie in einem Bewerbungsschreiben oder einer E-Mail mehrere Personen ansprechen, wird die Frau immer zuerst genannt.
«Sehr geehrte Frau Muster, sehr geehrter Herr Mustermann
Mit grossem Interesse habe ich Ihren Bericht über die Marketingprognose gelesen […]»
In einer E-Mail oder einem Brief kann ausserdem bei gleichgeschlechtlichen Empfängern die formale Version von «Sehr geehrte Damen und Herren» in «Sehr geehrte Damen» oder «Sehr geehrte Herren» umgewandelt werden. Falls Sie alle vertraut miteinander sind, könnte auch «Meine Damen“ oder «Meine Herren» passen.
Ist Ihr Verhältnis zu den Empfängern einer Geschäfts-E-Mail unterschiedlich eng, so sollten Sie immer die formalere Variante wählen und es vermeiden, unterschiedliche Grussformen wie «Sehr geehrter […]» und «Lieber […]» zu mischen.
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Wenn Sie den Namen des Ansprechpartners nicht kennen
Bei einem formalen Schreiben, bei dem Ihnen der Name des Empfängers unbekannt ist, sollten Sie stets die höfliche Anrede «Sehr geehrte Damen und Herren» wählen.
Ist Ihr Schreiben nicht ganz so formal, kann die Begrüssung auch mit «Guten Tag» oder «Grüezi mitenand» erfolgen.
Diese Regeln sollten Sie bei der Anrede in der Schweiz beachten
In der Schweiz gibt es einige formale Regeln, die Sie bei der Anrede in der schriftlichen Kommunikation stets einhalten sollten. Gerade für Berufstätige ausserhalb der Schweiz können hier Missverständnisse aufgrund unterschiedlicher Normen auftreten. Wir haben die wichtigsten Regeln für Sie zusammengefasst.
Muss ich ein Satzzeichen nach der Anrede setzen?
Im Gegensatz zu Deutschland oder auch den USA folgt nach der Anrede in der Schweiz kein Satzzeichen. Während es in Deutschland üblich ist, ein Komma zu setzen und mit Kleinschreibung fortzufahren, wird in den USA ein Doppelpunkt gesetzt. In der Schweiz steht nach der Anrede kein Komma und nach einer Zeile Abstand wird gross weitergeschrieben.
Es gilt jedoch als höflich, das deutsche Komma mit in Ihre Anrede einzubauen, wenn Sie einen Deutschen ansprechen. Sollten Sie sich also als Schweizer in Deutschland bewerben ist dies wichtig. Auch bei der Verabschiedung steht, diesmal genauso wie in Deutschland, kein Komma. Hier ein Muster:
«Sehr geehrte Frau Muster
Vielen Dank für das Telefongespräch und die Zeit, die Sie sich für meine Fragen genommen haben […]
Freundliche Grüsse
Vorname Name»
Sollte ich Schwyzerdütsch verwenden?
Ob Sie Schwyzerdütsch in Ihrem Schreiben verwenden, kommt auf die Art der Kommunikation an. Wenn Sie mit Freunden oder Kollegen sprechen, die Sie gut kennen, kann Ihre Kommunikation durchaus Schwyzerdütsch-Elemente aufweisen.
Bei Unbekannten und sehr formalen Anschreiben ist hiervon allerdings abzuraten. Auch wenn Sie eigentlich gar kein Schwyzerdütsch können, sollten Sie dies nicht in Ihre schriftliche Kommunikation einbauen. Der Einsatz von Schwyzerdütsch kann zudem je nach Unternehmen, in dem Sie tätig sind, variieren.
Wie spreche ich Menschen mit Titel an?
Bei der Anrede in der Schweiz werden akademische Titel nicht unbedingt eingebunden. Während dies in anderen Ländern wie Deutschland zum Beispiel üblich ist und erwartet wird, können Sie Zusätze zur Anrede wie MA oder Dipl.-Ing. weglassen. Diese Titel wirken in der Schweiz eher arrogant. Die Ausnahme hier bildet der Doktor- oder Professorentitel, der durchaus hinzugefügt werden kann.
Besonderheit der Sprache – scharfes S
Ein wichtiger Punkt, den es besonders für deutsche Muttersprachler zu beachten gilt, hängt mit dem scharfen S zusammen: also dem ẞ. Dieses existiert in der Schweiz nicht. Stattdessen wird an seiner Stelle immer ein doppeltes S geschrieben. Aus «Maßnahmen» wird also «Massnahmen».
Die Anrede «Sehr geehrte Damen und Herren» in einer Bewerbung
In einem Bewerbungsanschreiben gilt meist die Regel, eine formale Begrüssung – also eine Variation von «Sehr geehrte Damen und Herren» zu wählen. Formulierungen wie «Guten Tag», «Liebe(r)» oder «Grüezi» sind in einem Bewerbungsanschreiben unangebracht. Zusätzlich dazu müssen Sie den Gesprächspartner in einem Bewerbungsschreiben immer siezen.
Ausserdem sollten Sie, wenn möglich, den HR-Verantwortlichen direkt mit «Sehr geehrte Frau X» oder «Sehr geehrter Herr Y» ansprechen. Der Name des Personalverantwortlichen kann in der Regel der Stellenanzeige entnommen werden.
«Sehr geehrter Herr Mustermann
Ich bin über die Internetseite www.xyz.com auf Ihr Unternehmen und Ihr Stellengesuch für Mitarbeiter im Vertrieb aufmerksam geworden. Meine Erfahrung im Vertrieb umspannt mehr als sechs Jahre[…]»
Ist der Name des Personalers nicht angegeben, gibt es einige Möglichkeiten, wie Sie diesen herausfinden können. Neben der Recherche im Internet und auf Networking-Portalen wie zum Beispiel LinkedIn ist ein persönlicher Anruf beim Unternehmen einer der leichtesten Wege, herauszufinden wie Ihr Ansprechpartner heisst.
Wenn Sie nirgends einen Namen finden können oder keine Auskunft bekommen, sollten Sie auf die formale Anrede «Sehr geehrte Damen und Herren» zurückgreifen.
«Sehr geehrte Damen und Herren
Über Ihre Rekrutierungswebseite bin ich auf die Stellenausschreibung für die Position des leitenden Projektmanagers aufmerksam geworden […]»
Generelle Unterschiede bei Bewerbungen in Deutschland und der Schweiz
Im Allgemeinen ist eine Bewerbung an ein schweizerisches Unternehmen nicht viel anders, als die an ein Deutsches. Die Bestandteile einer Bewerbung in der Schweiz sind ein einseitiges Anschreiben, ein Lebenslauf mit Bewerbungsfoto und Zeugniskopien oder anderen relevanten Dokumenten. Referenzen von vorherigen Arbeitgebern spielen in der Schweiz ebenfalls eine grosse Rolle.
Auch der grundlegende Bewerbungsablauf ähnelt dem anderer Länder. Ist eine schriftliche Bewerbung erfolgreich, folgt ein Interview, sowie eventuelle Berufseignungstests.
Es gibt jedoch auch einige Unterschiede. Neben den Unterschieden in der Anrede – Stichwort: «Sehr geehrte Damen und Herren» – die bereits angesprochen wurden, gibt es noch weitere Besonderheiten bei einer Bewerbung in der Schweiz. Ein Beispiel für einen solchen Unterschied gegenüber der deutschen Bewerbung liegt in der Schlussformel. In der Schweiz wird bei der Verabschiedung generell eher von der Floskel «Mit freundlichen Grüssen» abgeraten. Es reicht in der Schweiz aus, mit «Freundliche Grüsse» zu enden.
In Deutschland sind Bewerbungen in der Regel auf Deutsch zu verfassen. Da die Schweiz multilingual ist, sollten Sie ausserdem Ihre Bewerbung in der gleichen Sprache verfassen, in der auch die Stellenanzeige geschaltet wurde. Ausserdem sollten Sie in einem Anschreiben oder auch Vorstellungsgespräch kein Schwyzerdütsch verwenden – es sei denn Sie sprechen es fliessend.
Während es in manchen Ländern als Schwäche ausgelegt wird, sich in einer Bewerbung zurückzuhalten, so sollten Sie in Ihrer Schweizer Bewerbung nicht zu selbstbewusst aufzutreten. Während ehrliche Aussagen zu Fähigkeiten natürlich erwünscht sind, sollten Sie vorsichtig sein, nicht arrogant zu wirken. Deshalb sollten Sie Formulieren wie «Ich bin der richtige Kandidat», vermeiden und im Zweifel eher den Konjunktiv wählen: «Ich denke, dass ich der richtige Kandidat für die Stelle sein könnte».
Als Letztes sollten Sie beachten, dass in der Schweiz die Anlagen Ihrer Bewerbung im Anhang in der Regel als «Beilagen» bezeichnet werden.
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